Bereits im US-Wahlkampf 2016 spielten russische Desinformationskampagnen eine Rolle. Nun haben Moskaus Propagandisten ihre Fake-Methoden noch verfeinert – mithilfe von Künstlicher Intelligenz. Das zeigt auch das jüngste Beispiel rund um die ukrainische Präsidentengattin, wie unter anderem die BBC berichtet.
So erschien vor einigen Tagen auf einer obskuren französischen Webseite die Falschmeldung, dass sich Olena Selenska angeblich einen seltenen Bugatti-Sportwagen im Wert von 4,5 Millionen Euro gekauft habe, als sie im Juni wegen der D-Day-Gedenkfeiern in Paris war. Das Geld, so wird darin weiter behauptet, soll angeblich aus amerikanischen Militärgeldern stammen.
Dass es sich bei der Story um eine Fälschung handelt, haben diverse Experten schnell herausgefunden: Sie fanden Anomalien in der Online-Rechnung und gaben Hinweise darauf, dass das Video möglicherweise mithilfe von KI erstellt wurde. Auch Bugatti wies den angeblichen Kauf als Falschmeldung zurück. Und dennoch verbreiteten sich die Fake-News in Windeseile weiter.
Es ist auch nur ein Beispiel einer offensichtlich auf den US-Wahlkampf zugeschnittenen Desinformationskampagne, wie die BBC, die Dutzende Websites diesbezüglich untersucht hat, weiter schreibt.
Die Kampagne nutze KI, um Tausende Artikel zu erstellen, die auf Websites gestellt werden, die typischen Namen amerikanischer Zeitungen ähneln: etwa Houston Post oder Boston Times. Manche Websites nutzten auch die Namen bereits eingestellter Zeitungen.
Auf diesen Seiten landeten dann viele echte Nachrichten neben ein paar großen Fake-News-Stories. Manchmal seien sogar noch Anweisungen an die KI in den Artikeln zu lesen, wie etwa: Bitte schreibe diesen Artikel unter Berücksichtigung einer konservativen Haltung neu.
Oft würden amerikanische und ukrainische Themen vermischt. So sei zum Beispiel behauptet worden, dass eine Mitarbeiterin eines ukrainischen Propagandaunternehmens bestürzt festgestellt habe, dass ihr Aufgaben zugewiesen worden seien, die Donald Trump zu Fall bringen und US-Präsident Joe Biden unterstützen sollten. In einem anderen Bericht sei ein New Yorker Einkaufsbummel der ukrainischen First Lady erfunden und behauptet worden, sie habe sich rassistisch gegenüber dem Personal eines Juweliergeschäfts verhalten.
Hinter der Kampagne soll laut mehreren Medienberichten übrigens ein US-Amerikaner stecken, der inzwischen in Russland lebt. Auf Nachfrage der BBC behauptete er aber, mit der Falschmeldung um den Bugatti nichts zu tun gehabt zu haben.
Die wichtigsten Nachrichten im Überblick:
- Der hochrangige australische Ex-General Mick Ryan beobachtet den Ukrainekrieg von Beginn an. Nun hat er auf X und in einem ausführlichen Blogeintrag dargelegt, warum die russische Armee in den vergangenen sechs Monaten aus seiner Sicht gescheitert ist. Mehr hier.
- Die Ukraine lehnt nach den Worten des Stabschefs des ukrainischen Präsidenten, Andrij Jermak, territoriale Zugeständnisse an Russland zur Beendigung des Krieges weiter kategorisch ab. „Wir sind nicht bereit, Kompromisse bei den sehr wichtigen Dingen und Werten einzugehen ... Unabhängigkeit, Freiheit, Demokratie, territoriale Integrität, Souveränität“, sagt Jermak vor Journalisten. Mehr hier.
- Bundeskanzler Olaf Scholz hat eine persönliche „Garantie“ abgegeben, dass Deutschland nicht zur Partei im Krieg Russlands gegen die Ukraine wird. „Ja, ich gebe diese Garantie – dafür stehe ich als Kanzler“, sagte Scholz am Mittwoch in der Regierungsbefragung im Bundestag. Mehr hier.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will von Donald Trump Klarheit darüber, wie er den Krieg in 24 Stunden beenden will. „Wenn Trump weiß, wie man diesen Krieg beendet, sollte er uns das heute sagen“, sagte Selenskyj in einem Interview von Bloomberg TV. Mehr im Newsblog.
- Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ist mit dem Vorhaben gescheitert, die Bündnisstaaten zu mehrjährigen Zusagen für Militärhilfen für die Ukraine zu bewegen. Die 32 Alliierten konnten sich im Vorfeld eines Gipfeltreffens in Washington lediglich darauf verständigen, innerhalb des nächsten Jahres Unterstützung im Umfang von mindestens 40 Milliarden Euro zu leisten.
- Die Beziehungen zwischen China und Russland sind nach Auffassung von Präsident Wladimir Putin derzeit so gut wie noch niemals zuvor. Bei einem Treffen mit Xi am Rande einer Konferenz in Kasachstan sagte Putin, die Zusammenarbeit sei ein Schlüsselfaktor für die globale Stabilisierung.
- Bei einem Drohnenangriff auf ein Umspannwerk im südukrainischen Enerhodar sind nach Angaben der russischen Besatzer acht Mitarbeiter des Atomkraftwerks Saporischschja verletzt worden. Die Männer seien mit Reparaturarbeiten beschäftigt gewesen, um die Stromversorgung wiederherzustellen, als sie attackiert worden seien.
- Russland arbeitet nicht mehr in der Parlamentarischen Versammlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mit. Beide Kammern des russischen Parlaments verabschiedeten am Mittwoch eine entsprechende Erklärung dazu.
- Der in Russland inhaftierte Franzose Laurent Vinatier hat sich nach Angaben des russischen Geheimdienstes schuldig bekannt, Informationen über das russische Militär gesammelt zu haben. Der Mitarbeiter einer Schweizer Nichtregierungsorganisation habe seine Schuld „vollständig“ eingeräumt, teilte der russische Inlandsgeheimdienst FSB am Mittwoch mit.
- Die russische Armee hat nach eigenen Angaben einen Bezirk der strategisch wichtigen Stadt Tschassiw Jar in der ostukrainischen Region Donezk eingenommen. Die Truppen hätten das Viertel Nowi „befreit“, teilte das russische Verteidigungsministerium am Mittwoch in Moskau mit.
- Bei russischen Raketenangriffen sind in der südostukrainischen Großstadt Dnipro mindestens fünf Menschen getötet worden. „Dnipro: Wieder russische Terroranschläge gegen unsere Stadt“, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj bei Telegram und sprach den Angehörigen sein Beileid aus.
- Ein Jahr nach der Gründung hat das „Internationale Zentrum für die Strafverfolgung des Verbrechens der Aggression gegen die Ukraine“ mehr als 2000 Akten Beweismittel aus 14 Ländern erhalten. Das teilte die EU-Justizbehörde Eurojust am Mittwoch in Den Haag mit.
- Der Verteidigungsausschuss des Bundestags wird heute den Kauf von 105 Leopard-2A8-Kampfpanzern beschließen. „Damit lösen wir alle Optionen aus“, schreibt der neue Ausschussvorsitzende Marcus Faber auf der Plattform X.
- Russland hat nach eigenen Angaben Angriffe von zwei unbemannten ukrainischen Sprengstoffbooten auf die Hafenstadt Noworossijsk abgewehrt. Die Drohnenboote seien im Schwarzen Meer zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch in Moskau mit.
- Die Nato baut ihre zivile Präsenz in der von Russland angegriffenen Ukraine aus. Wie ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur bestätigte, haben die 32 Bündnisstaaten beschlossen, eine Art Sonderbeauftragten in die Hauptstadt Kiew zu entsenden.
- Experten der Vereinten Nationen haben die Inhaftierung des US-Journalisten Evan Gershkovich in Russland wegen Spionagevorwürfen als „willkürlich“ bezeichnet und seine „sofortige“ Freilassung gefordert.